Deutsch, Deutschland

Gedichte 

zur Jahreszeit

Aus dem Geschichtenkorb 

 

Weihnachtstag
 

Cindy tritt aus dem Hoftor,
schnallt sich Rollerskates an,
die neuen von Oma.
Auf den Ohren Puschelklappen,
den Schal umgeschlungen,
rollt Cindy aus dem Dorf,
über Brücken, übern Quellbach.
Hier kennt sie jeden Tropfen,
jeden Halm auf dem Feld.

 

Schon lugt die Sonne rot
zwischen den Kiefern.
Das schwache Blau überm Wald
muss wohl der Ozean sein.

 

Cindy rollt über den Hügel,
rollt und rollt aus dem Tag.

 

 

Wildgänselied

 

Von der Seidenstraße zurück im kalten Land,

bin ich unterwegs zwischen Sommer und Herbst.

Schon reisen aus Norden die Wildgänse an.

Ich will dahin, woher sie gerade fliehn.

 

… und irre, irre, irre durch die Nacht.

Sterne spieln Versteck mit mir,

manches Dorf erscheint mir leer,

kein Licht hält Wacht,

nur ein Igel raschelt in die Stille.

Hinter mir lass ich Jahre

wie ein Knistern im Sonnensturm.

 

Vor mir liegt das Gebirge im Schleier aus Dunst.

Sein Sagenberg hüllt sich in den Poncho ein.

Doch ich wende mich ab, denn ich muss

durch die Steppe gen Norden ans Meer.

 

Wenn die Wildgänse ziehen, bin auch ich unterwegs

und irre, irre, irre durch die Nacht.

 

 

 

Kraut

 

 

Fichtenskelette, wo ich früher

über Waldwege streifte,

bei den Feuersteinklippen

Heidelbeeren in den Mund pflückte.

Eine Ahnung vom Tod des Planeten

weht mir heute der Bergwind zu,

doch siehe am Abgrund

Fingerhut und Heide blühen

in Rot, Violett und Weiß.

Johanniskraut leuchtet im Grün

und verspricht neuen Wald

für meinen Enkel.

 

 

 

 

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