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Blog

Für den Frieden

 

Aus dem Geschichtenkorb 

Für den Frieden

 

Aus meinem Tagebuch

31.5.

Nach geheimen Verhandlungen in der NATO, wurde in der Tagesschau bekannt gegeben, dass die Ukraine mit von Deutschland gelieferten Waffen militärische Ziele in Russland angreifen darf.

Eine Katastrophe. Wir gehen mit Siebenmeilenschritten auf den Krieg zu.

 

3.6.

Die erste deutsche Waffe zur Zerstörung militärischer Ziele wurde von ukrainischem Boden auf russisches Gebiet abgeschossen. Soll Charkiw vor Angriffen schützen. Hoffe, Putin erklärt uns jetzt nicht den Krieg …

 

5.6.

Der Bundestagsausschuss bestätigt: Es gibt die pauschale Erlaubnis, auf russisches Territorium zu schießen. Frühwarnsysteme sind auszuschalten. Das kann zu einem Atomschlag aus Versehen führen.

 

Es war Wahnsinn, als Russland in die Ukraine einmarschierte. Ein Verbrechen, für dass ich kein Wort finden kann, es genug zu verurteilen. Nun aber Verhandlungen auszuschlagen, ist ebenfalls ein Fehler, der jeden Tag jungen Männern das Leben kostet. Statt zu deeskalieren und über Frieden nachzudenken, fordert der deutsche Verteidigungsminister, dass wir kriegstüchtig werden müssen und mahnt Wehrpflicht an. Milliarden Euro werden in Panzer und Eurofighter verbrannt. Jeden Tag zahlen wir für den Krieg im Supermarkt, für Heizung und Benzin. Bald sollen wir mit unserem Blut bezahlen.

 

Meinen Sohn gebe ich nicht her!

 

11.6.

Schock nach der Europawahl.

Mir ist, als stünde ich auf einem Schüttelkarussell. Werde durchgerüttelt, bis ich nichts mehr sehe, höre und sagen kann. Weil es sich immer schneller dreht, wird mir schwindlig. Abspringen kann ich nicht, nur festklammern und warten, bis es stehen bleibt oder angehalten wird.

 

Lange nicht mehr war der Frieden so bedroht wie in diesen Tagen. Ich erinnere mich gut an den Krefelder Appell und die Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ gegen den NATO Raketenbeschluss und die darauf folgende Stationierung von Cruise Missiles auf westlicher und SS 20 auf östlicher Seite. Nah lagen sie uns in Hillersleben auf dem Truppenübungsplatz, der jetzt zur Übungsstadt Schnöggersburg ausgebaut wird. Ich erinnere mich an die Angst, dass auf meinem Schulweg der Himmel platzen und rosa Schnee fallen könnte. Mit der Mauer fiel diese Angst von mir. Nun meldet sie sich mit Vehemenz zurück.

 

Seit dem 7. Oktober 2023 brennt auch Palästina wieder. Mit dem Krieg in Gaza furchtbarer als lange nicht.

Ein Krieg, der nicht erst am 7. Oktober 2023 mit dem furchtbaren Anschlag der Hamas begann, sondern eine Jahrzehnte lange Geschichte der Unterdrückung des palästinensischen Volkes seit Gründung des Staates Israel hat. Netanyahus Völkermord in Gaza ist nicht mit der Verfolgung der Hamas zu rechtfertigen.

Wenn es zwei Staaten gäbe, hätte die Hamas keinen Grund mehr, eine Terrororganisation zu sein. Frieden für Palästina würde auch Frieden für das israelische Volk bedeuten.

Ganz klar lehne ich jede Form des Terrors ab und jede Terrororganisation, ganz klar verurteile ich den Anschlag der Hamas. Überdimensional jedoch ist die Gegenwehr mit dem Militäreinsatz in Krankenhäusern, auf Hilfsorganisationen, Flüchtlingslager und Schulen durch Israel. Überdimension die Vernichtung der Palästinenser und ihrer Lebensgrundlage in Gaza. In Kindern, die jetzt ihre Eltern beweinen wächst Zorn heran, Keimzelle für Terror.

 

In meinem freien Land muss ich sagen dürfen, dass in Gaza ein Völkermord geschieht, der durch nichts zu rechtfertigen und schon gar nicht zu unterstützen ist. Das hat nichts mit Antisemitismus zu tun, denn auch die Palästinenser sind Semiten. Es hat nichts mit Antisemitismus zu tun, denn diese Meinung richtet sich nicht gegen das jüdische Volk und schon gar nicht gegen jüdische Mitbürger in unserem Land, denen kein Leid geschehen darf.

Mein Großvater hat 1938 jüdischen Kaufleuten falsche Papiere ausgestellt. Als ein Brief von einem der Geretteten aus Haifa kam, lebte Großvater nicht mehr. Die Rote Armee hatte ihn am 10. Mai 1945 gefangen genommen. Mit hunderten Männern musste er von Magdeburg nach Fürstenwalde laufen. Im russischen Kriegsgefangenenlager, das zuvor ein Zwangsarbeiterlager gewesen war, kam er im Juni 1945 ums Leben.

 

Wie kann es sein, dass Putin und Netanyahu vor dem Internationalen Gerichtshof angeklagt wurden, ohne dort auf der Anklagebank nicht sitzen? Wie kann es sein, dass sich in dieser globalisierten Welt Machthaber das Recht nehmen, Völker zu schlachten, ohne verurteilt zu werden?

 

Wenn ein Pilz am Himmel aufsteigt und rosa Schnee auf uns fällt, ist es zu spät.

 

 

 

Für Mia und alle im Krieg geborenen

und gestorbenen Kinder

 

                                                             Mia aus Kiew,

                                                             winziges Wesen, bist

                                                             unterm Kunstlicht der U-Bahn-Station

                                                             auf die Welt gerutscht.

                                                             Aus meinem Garten schicke ich dir

                                                             die Krokuswiese.

 

Ihor aus Charkiv                                                                            Igor aus Wolgograd

drückt Vera zum Nieloslassen,                                                     ausgestreckt auf dem Rücken

streichelt Natascha,                                                                         im Bett aus weißen Flocken,

spürt auf dem Bahnsteig an der Grenze                                      das Telefon in der Hand,

seine Füße nicht mehr.                                                                    Schnee auf den Armen.

                                                                                                           Ausgebrannt – der Panzer

 

                                                             Wolga und Charkiw 

                                                             tragen die Tränen der Mütter

                                                             zum Meer.

 

 

Momentaufnahmen Gaza

 

Rafah

27. Mai 2024

 

I

Unter weißen Tüchern –

Mutter und Sohn.

Vor ihnen kniet der Mann, der Vater –

in jedem Arm ein Kind.

 

II

Ein kleiner Junge,

kleiner als Kinder in seinem Alter sind,

auf der Straße im Schutt

vor abgerissenen Balkonen,

klammert sich an den Onkel

und wünscht sich

                            Beine.