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Gedichte

 

Aus dem Geschichtenkorb 

Wildgänselied

Von der Seidenstraße zurück im kalten Land,
bin ich unterwegs zwischen Sommer und Herbst.
Schon reisen aus Norden die Wildgänse an.
Ich will dahin, woher sie gerade fliehn.

… und irre, irre, irre durch die Nacht.
Sterne spieln Versteck mit mir,
manches Dorf erscheint mir leer,
kein Licht hält Wacht,
nur ein Igel raschelt in die Stille.
Hinter mir lass ich Jahre
wie ein Knistern im Sonnensturm.

Vor mir liegt das Gebirge im Schleier aus Dunst.
Sein Sagenberg hüllt sich in den Poncho ein.
Doch ich wende mich ab, denn ich muss
durch die Steppe gen Norden ans Meer.

Wenn die Wildgänse ziehen, bin auch in unterwegs

und irre, irre, irre durch die Nacht.

 

Herbstkind

 

geboren, als Kastanien fielen,

wo der Fluss sich weitet,

genieße ich die Stunde

unter roten Himmelsstreifen,

rieche Falläpfel im Gras.

Noch duften die Kräuter des Sommers.

Auf der Deichbank mit Flechten im Holz

zögere ich die Nacht hinaus.

 

Winterkind

 

Schnee lag auf dem Apfelbaum

vorm Haus mit deiner Wiege.

Der Hofhund zog dich auf dem Schlitten

zwischen Stahlwerk und Thüringer Wald.

Bist übern Ölbach gesprungen,

hast im Muschelkalk nach Ammoniten gepickert.

Später verschlug dich das Leben nach Meißen,

von dort in die Aue der Elbe zu mir,

bis dich die Krähenfeder ins Land der Ahnen trug.

Noch hängt dein Anorak an der Garderobe,

darunter stehen deine Schuh,

doch hat sich dein Kreis schon geschlossen

im Schnee.